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15.11.2016

Beim Herrgott und mitten unter den Menschen - Münchner Pfarrer und Buchautor Schießler sprach in der Volkshochschule

Pfarrer Schießler: Als Seelsorger gern mitten unter den Menschen (Bild: Raymund Fobes)

Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Vortragssaal in der Volkshochschule. (Bild: Raymund Fobes)

Pfarrer Schießler sprach auf Einladung der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) und des Sozialdienstes Katholischer Frauen (SKF). (Bild: Raymund Fobes)

Lob und Dank gab es am Ende von Gertrud Richler, Vorsitzende des SKF. (Bild: Raymund Fobes)

Er gilt als Münchens bekanntester Pfarrer, und augenscheinlich hat er auch in Ingolstadt seine Anhänger. Jedenfalls mussten viele, die erst kurz vor dem Beginn des Vortrags von Pfarrer Rainer Maria Schießler zur Volkshochschule gekommen waren, wieder gehen – der Saal war ausgekauft und musste wegen Überfüllung geschlossen werden.

Wer trotzdem einen Platz bekommen hatte, der konnte erfahren wie der Pfarrer von St. Max in der Münchner Isarvorstadt den Menschen Gott nahe bringt .Sein erster Grundsatz: Glauben muss Freude machen – und diese Freude des Christen muss man auch sehen können. Und nicht zuletzt deswegen war der Vortrag auch mit tiefsinnigem Humor gepickt. Großes Lob gab es von Schießler dabei für die bayerische Mentalität. Da konnte er auch viel aus seinen Erlebnissen als Bedienung beim Oktoberfest erzählen, wenn er herausstellte, dass seiner Erfahrung nach die Niederdeutschen bei ihren Bestellungen (Bringen Sie mir einen Maß) viel fordernder sind als die Bajuwaren, die oft in ihrer Bestellung das Vertrauen in den Wirt ausdrücken, er wisse schon, was für sie gut ist. Und so sollte man auch Gott im Gebet keine konkreten Forderungen stellen, sondern vielmehr um Mut und Kraft, das Leben zu bestehen. Und hier – da ist sich Schießler sicher – wird Gott helfen, denn auch er weiß, was für den Menschen das Beste ist. Entscheidend aber ist, dass der Mensch sich für Gott öffnet. In diesem Sinne predigte Schießler keinen Heilsautomatismus, als brauche man sich um nichts zu kümmern – nein: Christlich glauben brauche schon ein aktives „Ja“ zu Gott.

Schießler sprach einfach, für alle verständlich – und beklagte, dass es in der Kirche heute daran oft fehle. Es wäre alles zu kompliziert, Begriffe seien weitgehend den Menschen fremd (Wenn die Kirche von Lamm Gottes spricht, denken die meisten in meiner Stadtpfarrei an einen Döner), und bei vielen Fragen – etwa dem Frauenpriestertum – sei man in Erklärungsnot. Dieses sah Schießler auch nicht als Gebot der Stunde, nur die Argumentation, warum Frauen nicht Priester werden können, überzeugten viele Menschen nicht. „Sagt doch einfach, wir wollen’s nicht“, schlug er vor.

Gleichwohl, so wurde in Schießlers Ausführungen, immer wieder deutlich, geht es ihm darum, dass alle wirklich Heimat in der Kirche finden – Bewahrer wie Reformer. Entscheidend sei aber, dass es ihnen ernst ist mit dieser Kirche.

Und zur Heimat gehöre auch die Möglichkeit,  vor Ort die Eucharistie zu empfangen. Schießler erinnerte an die wunderbare Brotvermehrung. Da sagten die Jünger zu Jesus angesichts des hungrigen Volkes: „Die Leute sollen sich anderswo etwas zu essen holen.“ Doch Jesus entgegnete ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen. Die Leute setzten sich in Kleingruppen zusammen, und ihr Hunger wurde gestillt. Schießler sah die heute gängigen Pfarreizusammenlegungen und Bildung von immer größeren Seelsorgeeinheiten in eben jenem Kontext. Das „anderswo“ der Jünger erinnerte ihn an das Zusammenlegen der Pfarreien; Jesu Forderung aber setze darauf, dass vor Ort Eucharistie gefeiert werden kann. Und Schießler sah die Lösung in der Priesterweihe von verheirateten „viri probati“, auch angesichts der äußerst geringen Anzahl der Neupriester in diesem Jahr.

Aber noch weitere Empfehlungen gab der engagierte Pfarrer für die Zukunft der Kirche: Vor allem gelte es, sich von drei Illusionen zu befreien: Statt zu sagen, „Ich weiß alles besser“, müsse man bereit sein, von anderen zu lernen. Und Schießler machte deutlich, wie viel er nicht nur von vielen gläubigen „Laien“ (der Begriff sagte ihm gar nicht zu, denn der „Laie“ ist gemeinhin der, der kaum Ahnung von etwas hat, was für die „Laien“ im Gottesvolk ja nicht zutrifft), sondern auch von evangelischen Kollegen gelernt hat.

Zum zweiten: Statt der Überzeugung zu sein, man habe alles im Griff, solle man sich bewusst werden, dass man kaum etwas im Griff hat, vielmehr die Hände öffnen soll, um Neues aufzunehmen und Altes loszulassen.

Und schließlich: Nie solle man sagen, der andere habe Unrecht – sondern: „Du hast einen anderen Standpunkt“. Und ebenso wenig: „Du hast keine Ahnung“, sondern „Du hast eine andere Ahnung“.

Zum Schluss ermutigte der engagierte Pfarrer noch mit einem deutlichen Wort dazu. das eigene Leben zu leben:  „Die größte Sünde ist das ungelebte Leben“, sagte er.

Viel Lob und Dank gab es nach dem Vortrag vor allem auch von der Vorsitzenden des „Sozialdienstes Katholischer Frauen“ Gertrud Richler, die gemeinsam mit der Katholischen Erwachsenenbildung die Veranstaltung organisiert hatte.

Text und Bilder: © Raymund Fobes