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05.04.2017

Christsein bei den Arabern - Simon Biallowons über das Christentum im Nahen Osten

Simon Biallowons: Christen in den Vereinigten Arabischen Emiraten erleben Kirche als Heimat. (Bild: © Raymund Fobes)

Das Publikum war sehr interessiert. (Bild: © Raymund Fobes)

Simon Biallowons mit KEB-Geschäftsführer Rudi Schmidt (recht) (Bild: © Raymund Fobes)

Das Christentum wächst im Nahen Osten. Simon Biallowons überraschte zu Beginn seines Vortrags mit dieser Aussage. Der Journalist und Buchautor aus München sprach im Dr. Eck-Saal des Canisiuskonviktus über die Situation der Christen in den Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien.

Biallowons ist immer wieder mit dem Bischof von Abu Dhabi, Paul Hinder, ein Kapuziner aus der Schweiz, unterwegs, und so hat er die Situation hautnah erlebt. Die wachsende Zahl der Christen rührt allerdings daher, dass rund 85 Prozent der Bewohner der Emirate Ausländer sind, davon sind zehn Prozent – zwei Millionen – Christen. Die Einheimischen sind Muslime. In den Emiraten, so Biallowons, herrscht Kultusfreiheit, die Religionsfreiheit ist indessen beschränkt. Das bedeutet, dass sich die Menschen zum Gottesdienst versammeln dürfen und religiöse Symbole am Körper tragen dürfen. Glockengeläut ist aber untersagt, und ebenso können Christen keine Staatsbürger werden. Biallowons zeigte die Situation eindrucksvoll an einem Beispiel auf: In der Osternachtfeier sang der Diakon das „Exsultet“, also die hymnische Deutung der Osterkerze, doch wurde sei n Gesang bald übertönt vom Ruf des Muezzin. Biellowons möchte dies aber nicht als Gegen-, sondern als Nebeneinander sehen.

Die Kirche, so machte Biallowons deutlich, wird von den Christen in den Emiraten als Heimat erfahren. Gerade auch die Erfahrung, dass vor Gott alle gleich wertvoll sind, hat für die Menschen eine große Bedeutung in einem Land, in dem die Einheimischen die erste und bevorzugte Klasse sind, die Europäer und US-Amerikaner als gut bezahlte Arbeitskräfte die zweite Klasse, während die asiatischen billigen Arbeitskräfte – zumeist aus Indien und den Philippinen - die dritte Klasse sind. Da kann es dann schon einmal vorkommen, dass eine Vergewaltigung nicht angezeigt wird, weil dies den Verlust der Arbeitserlaubnis mit sich bringt.

Die Kirche wird von den Menschen als Heimat erfahren. So finden in Abu Dhubai jeweils am Sonntag 40 Gottesdienste in 14 Sprachen statt, sodass viele in ihrer Muttersprache die heilige Messe feiern kömnnen. Doch Bischof Paul Hinder, so Biallowons, warnt davor, dass die Christen einzelner Nationen sich einigeln. Es wäre fatal, würden sich Parallelgesellschaften entwickeln. So empfiehlt der Bischof, auch mal in einen anderssprachigen Gottesdienst zu gehen.

Die Kirche wird so grundsätzlich auch emotional als Heimat und Gemeinschaft erfahren – der Gottesdienst ist für viele der Höhenpunkt der Woche. Bemerkenswert ist auch das große Engagement von Ehrenamtlichen. Und es kommen viele junge Familien.

Anders als in den Emiraten stellt sich, auch darüber sprach Biallowons, die Situation in Saudi-Arabien dar, was früher zum Bistumsgebiet von Paul Hinder gehörte. Hier durfte er nicht als Bischof einreisen, sondern brauchte einen eigenen säkularen Pass, den er immer wieder vor Besuchen bei den Saudis in der Schweiz abholen musste. Die Gottesdienste, die er feierte, waren als Geburtstagsfeiern getarnt.

Zum Dialog mit dem Islam drängt Hinder darauf, dass hierzulande in der westlichen Welt die Kenntnis über den Glauben zunimmt. Es brauche mehr Glaubenswissen, um wirklich mit den Muslimen auf Augenhöhe zu sprechen.  Fatal sei überhaupt jedwede Gleichgültigkeit, stellte daran anknüpfend Biallowons fest, nicht nur im Glauben und der Hoffnung, sondern auch in der Liebe. Und in diesem Sinn plädierte er auch für mehr Interesse an der Situation der Flüchtlinge, die zu uns kommen – auch auf dem Background des christlichen Glaubens. „Das Thema Flucht ist ein wichtiges Element des Christentums“, machte er deutlich und erinnerte an die Vertreibung aus dem Paradies, den Auszug der  Israeliten aus Ägypten und an die Flucht der Heiligen Familie, nach der Mordandrohung des Herodes.

Text und Bilder: © Raymund Fobes

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