Von den 18 Glocken des Eichstätter Doms haben 7 einen mehr oder weniger starken marianischen Bezug: 3 von ihnen tragen mit dem "Ave Maria" den "Englichen Gruß" als Inschrift, die übrigen haben entweder in der Glockeninschrift oder über eine bildliche Darstellung einen Hinweis auf die Gottesmutter. Das am 8. Dezember von der Kirche gefeierte Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria bietet einen guten Anlass diese Glocken kurz vorzustellen.
Aus Bronze gegossene Glocken sind schon relativ früh mit Inschriften versehen worden. War dies zuerst eher sporadisch der Fall, scheint sich in der Zeit des Mittelalters mit fortschreitender Gießkunst auch die Tendenz abzuzeichnen, die Glocken zumindest mit einer einfachen Inschrift zu versehen. Zu Beginn waren dies Texte mit einem eindeutig religiösen Bezug, meist abgefasst in lateinischer Sprache.
Etwa seit dem 14. Jahrhundert gab es bestimmte Glocken-Inschriften, die scheinbar recht beliebt, und damit weit verbreitet waren. Eine dieser Inschriften ist der sogenannte "Englische Gruß", der sich auf das 1. Kapitel des Lukas-Evangeliums bezieht. Dort heißt es ab Vers 28: "Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir, . . .", bzw. in lateinischer Sprache: "Ave maria, gratia plena, Dominus tecum; . . .". Aus diesen Grußworten des Erzengels Gabriel, in denen Maria die Geburt ihres Sohnes ankündigt wird, entwickelte sich im Lauf der Zeit das Angelus-Gebet, wie es heute in der Katholischen Kirche verwendet wird.
Warum gerade die Inschrift "Ave Maria, . . ." auf Glocken so weit verbreitet ist, lässt sich nicht eindeutig begründen. Vielleicht ist es der Ausdruck einer tiefen Marien-Frömmigkeit auf Seiten der Gießer oder Auftraggeber, vielleicht weist das "Ave Maria" aber auch auf die ursprüngliche Verwendung dieser Glocken hin, und speziell mit diesen Instrumenten wurden die Gläubigen zum (Angelus-)Gebet gerufen.
Interessant ist auch folgende Beobachtung: Die Glockeninschrift war für die Gießer zu Beginn wohl vor allem ein gestalterisches Element. Das würde erklären, warum frühe, meist einzeilige Inschriften oft mitten im Satz, manchmal sogar mitten im Wort abbrechen.