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05.07.2020

Kommunikation mit Klarheit, Konsequenz und ohne Perfektionismus – Erziehungstipps von Jan Uwe Rogge

Jan Uwe Rogge: Nicht alles in der Erziehung perfekt machen wollen. (Bild: © Raymund Fobes)

Das interessierte Publikum saß aufgrund der Corona-Maßgaben auf Abstand(Bild: © Raymund Fobes)

Dank vom Vorsitzenden der Erwachsenenbildung Martin Pohle (Bild: © Raymund Fobes)

„Streben Sie nicht nach dem Pädagogenhimmel – da werden Sie nämlich Leute treffen, in deren Gemeinschaft Sie nicht glücklich werden!“ Mit diesem für eine kirchliche Erwachsenenbildung vielleicht zunächst etwas befremdlichen Satz – als guter Christ sollte man doch nach dem Himmel streben – wollte der erfahrene Pädagoge und erfolgreiche Autor Jan Uwe Rogge aber etwas ausdrücken, was durchaus bedenkenwert ist.

Der Pädagogenhimmel ist nämlich etwas für die Eltern, die alles perfekt machen wollen und zutiefst eine Antwort der pubertierenden Tochter vermeiden wollen, nämlich „Du bist gemein!“– und daran letztendlich scheitern, weil fehlerfreie Erziehung, sprich Erziehung geprägt von Pädagogikseminaren und Achtsamkeitskursen meistens gehörig danebengeht, so zumindest die Erfahrung von Jan Uwe Rogge.

Der Pädagoge riet eher zu einem klaren Erziehungsstil, der nicht  durch Diskussionsbereitschaft und verklausulierte Bitte-Sätzen die Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen erschwert. Und: Wer sich schon als Jugendlicher vornimmt, später nie so zu erziehen wieder eigene Vater, gräbt sich im Grunde sein eigenes Grab.

Provozierend waren die Thesen schon, die Jan Uwe Rogge bei seinem Vortrag auf Einladung der Katholischen Erwachsenenbildung in der Aula der Gnadentalschulen, seinen aufgrund der Corona-Krise auf Abstand sitzenden Zuhörerinnen und Zuhörern da vorbrachte. Aber: Zum einen war der Vortrag mit so viel liebevollem Humor gewürzt, dass man dem Referenten nicht böse sein konnte. Und zum anderen wies Rogge tatsächlich Wege aus so mancher erzieherischer Situation, die Eltern zum Verzweifeln bringen können. Etwa: Wie kann ich einen Sprößling, der sein Zimmer nie aufräumt, dazu bringen, dass ich als Mutter überhaupt noch  dieses Zimmer betreten kann, ohne mich an umherliegendem Spielzeug  zu verletzen?  Im konkreten Fall gab es für den Kleinen ein Gute-Nacht-Ritual, bestehend unter anderem aus einer Geschichte, einem Gebet und einem Gute-Nacht-Kuss. Damit die Mutter unverletzt zum Bett kommen konnte, sollte der Kleine, so Rogges Tipp, zumindest eine Schneise frei machen. Das ging einige Zeit gut, doch irgendwann nicht mehr. Die Folge: Die Mutter machte das Ritual von der Tür aus, und hauchte den Gute-Nacht-Kuss nur von der Ferne. Das wirkte. Künftig wartete am Abend eine freigeräumte Schneise auf die Mutter.

Um kleine Kinder zu motivieren, etwas zu tun, ist auch ein einfacher Trick hilfreich: ihnen Spielraum zu geben, was den Zeitpunkt anbelangt. Statt „Putz jetzt deine Zähne“, sollte man die Frage stellen: „Und wann möchtest du die Zähne putzen – vor oder nach der Gute-Nacht-Geschichte?“

Wichtig ist es in Gesprächen mit Kindern auch, möglichst das „Wir“ zu vermeiden. Der Appell „Wir gehen jetzt in den Kindergarten“ ist falsch – denn das Kind ist ja dort allein ohne die Eltern. Aber trotzdem: Der Drang zur „Wiromanie“ ist bei vielen Eltern gegeben. Und auch die plakative Frage beim Nachhausekommen: „Wie war‘s im Kindergarten oder in der Schule?“ ist ungeschickt und überflüssig. Zum einen werden die Kinder wohl kaum den Eltern erzählen, was sie an Unfug getrieben haben (und das war ihnen wirklich wichtig), und zum anderen provozieren die Antworten von Kindern oft dann (gewiss oft gut gemeinte) Belehrungen der Eltern, die den Kindern aber kaum etwas nützen. Oma und Opa seien da meistens die besseren Zuhörer, wusste Rogge und riet dazu, sich bei den Großeltern der Kinder etwas abzuschauen.

Und noch etwas sollten Eltern tunlichst bleiben lassen: Kindern zu ersparen, dass sie auch einmal auf die Nase fallen. Doch auch auf keinen Fall sollen sie dann, wenn die Kinder dann gefallen sind, eines machen –nämlich sagen: „Wir haben dir’s ja gesagt.“ Genau da spielt es wieder eine Rolle, wie weit Eltern selbst bereit sind, sich Fehler einzugestehen. Denn Eltern, die sich selbst Fehler zugestehen, gestatten auch den Kindern, welche zu machen

Text und Bilder: © Raymund Fobes

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